Pro & Contra: Sollte das iPhone ganz kabellos werden?

Viele hatten im Vorfeld erwartet, dass Apple beim iPhone 13 die Lightning- Buchse abschafft. Sollte die nächste Generation ohne Anschlüsse kommen?

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Im September hat Apple das iPhone 13 vorgestellt – wieder mit einer Lightning-Buchse. Beobachter hatten sich einen Wechsel auf USB-C erhofft, das Apple bereits bei einigen iPads verwendet. Andere hatten darauf spekuliert, dass Apple allein auf drahtlose Verbindungen wie Mobilfunk, Bluetooth, WLAN, NFC und induktives Laden setzt. Doch wäre das ein guter Schritt?

Holger Zelder benutzt den Lightning-Anschluss vom iPhone schon jetzt nicht mehr.

Wozu braucht das iPhone überhaupt noch eine Buchse? Den Lightning- Port nutze ich schon ewig nicht mehr. Bevor ich nach einem Kabel und einer freien USB-Buchse suche, schicke ich die Dateien lieber kurz per AirDrop an meinen Mac. Das klappt dank moderner Funkverbindung flink und wesentlich komfortabler. Meine Daten synchronisiere ich über WLAN mit dem Rechner, das Backup läuft ebenfalls drahtlos.

Gute und bezahlbare Kopfhörer gibt es mit Bluetooth, bei denen man sich nicht auch noch mit lästigen Strippen herumärgern muss. Daheim streame ich meine Musik ohnehin an WLAN-Lautsprecher, die gar keine Klinkenbuchse haben. Will ich Fotos und Videos von meinem iPhone auf dem großen Bildschirm zeigen, schicke ich sie per AirPlay drahtlos aufs Apple TV.

Was nicht da ist, geht auch nicht kaputt: Ladekabel knicken gerne ab und haben Wackelkontakte. Der Lightning-Port kann sich mit der Zeit abnutzen oder verstopfen. Nicht zu vergessen: Ohne einen Lightning-Port könnte Apple das iPhone noch besser abdichten und den Schutz gegen Wasserschäden verstärken. CarPlay funktioniert in vielen Neuwagen und mit Nachrüstradios drahtlos über WLAN. Ladeflächen mit Induktion gehören in vielen Autos dazu, notfalls gibt es für wenig Geld Handyhalterungen, die das iPhone per Qi oder MagSafe im Auto während der Fahrt betanken. Selbst manche Powerbanks für unterwegs laden inzwischen induktiv. Klar, ein Kabel lädt das iPhone schneller auf als das induktive Verfahren. Das stört mich aber nicht, ich habe es meistens nicht eilig. Und mit MagSafe gelingt nicht nur die Koppelung zum Ladeadapter perfekt, sondern das iPhone wird auch magnetisch gehalten und lässt sich mit einem Handgriff wieder abziehen. Kabel nerven nur.

Ließe sich das nächste iPhone ausschließlich per Induktion laden und drahtlos synchronisieren, wäre das nur der konsequent nächste Schritt. Bei der Apple Watch klappt das doch auch – von Anfang an schon. (hze)

Sebastian Trepesch kann auf eine Buchse am iPhone nicht verzichten.

Meine Bereitschaft, ein übertrieben großes und teures Ladegerät für das iPhone namens MagSafe mit mir herumzuschleppen, geht gegen null. In vielen Urlauben nehme ich die Apple Watch nicht mit, weil sie täglich geladen werden will und der Ladepuck störender Ballast ist. Es gibt mehr Menschen wie mich, die gerne einen möglichst leichten Rucksack tragen möchten. Die ihr Smartphone an einer Steckdose oder einem beliebigen USB-Port laden wollen, wenn eben mal nur der zur Verfügung steht. Mit einem kleinen Kabel. Schneller und energieeffizienter.

Und wenn ich fernab der Zivilisation unterwegs bin, habe ich eine Powerbank dabei – mit USB- Anschluss. Wieder zu Hause, importiere ich Fotos und Videos in eine Bildverwaltung auf den Mac. Per Kabel, denn einen anderen Weg gibt es nicht. iCloud-Fotos scheidet – erst recht in Zeiten von ProRAW und 4K – aus, der Dienst ist zu teuer und unkomfortabel für große Datenmengen.

Das iPhone ist mehr als nur Spielzeug: Über MagSafe kann man nun mal kein Audiointerface anschließen. Oder sich mit einem D/A-Wandler einen vollwertigen Kopfhöreranschluss basteln, um die Nubert-Boxen oder Beyerdynamic-Kopfhörer anzuschließen. Nicht jedes Auto mit CarPlay unterstützt schon die drahtlose Übertragung. Auch für den DFU-Modus braucht man zwingend ein Kabel.

Meiner Ansicht nach gibt es kein ernst zu nehmendes Argument gegen die Buchse. Zu teuer? Lächerlich bei einem 1000-Euro-Gerät. Wasserschutz? Den bietet das iPhone jetzt schon und genügend Technik beweist, dass man Ports wasserdicht konzipieren kann. Wer den Anschluss verdreckt und nicht säubern mag, möge ihn eben nicht nutzen. Klar, wer alles so einrichtet, wie Apple es wünscht, braucht keinen Ladeport am iPhone. Ich schon. Und ich freue mich über MagSafe, Bluetooth und WLAN als zusätzliche Möglichkeiten. (tre)

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